Gedanken über einen Bann

Essays

(Erstveröffentlichung am 22. Oktober 1999)

Wenn es einen „Bann“ gab, der mich in der Vergangenheit beim Komponieren oft beunruhigte, dann war es die Frage, ob ich „etwas auszudrücken hätte“. Damit meine ich den Bann der Vorstellung, dass man zuerst ein klares Bild im Kopf haben muss (nicht nur auf Auditives beschränkt) und sich dann bemühen sollte, es durch Klang auszudrücken.

Ehrlich gesagt explodiert die Musik nicht einfach mit einem „Knall“ in meinem Kopf. Ziemlich oft nehmen meine Stücke auf die gleiche Weise Gestalt an, wie ein Kind beim Spielen mit Bauklötzen am Ende etwas Interessantes erschafft.

Anders ausgedrückt, bin ich vielleicht nicht daran gewöhnt, visuelle oder verbale Bilder in Klang auszudrücken oder besser gesagt zu übersetzen. Jedes Mal, wenn ich einen Künstler sagen hörte: „Für dieses Stück war mein Thema X“, dachte ich immer bei mir: „Ich frage mich, wie sie so komponieren können.“

Da ich so war, betrachtete ich es natürlich als Problem, „kein Thema zum Ausdrücken finden zu können“. Und doch konnte ich tatsächlich komponieren, indem ich mit Klängen in meinem Kopf spielte oder mich an mein Instrument setzte. Vielleicht hatte ich also doch ein Kernthema, nur eines, dessen ich mir nicht bewusst war.

Als ich über diese Dinge nachdachte, begann ich, dies als einen Bann zu betrachten. Die Momente, in denen ich das Komponieren interessant finde, sind, wenn ich Klänge gemäß den von mir akzeptierten Beschränkungen (Prinzipien/Gesetzen) spinne und dabei zusehe, wie sie eine bestimmte Form annehmen. Es ist genau die gleiche Situation wie bei einem Kind, das mit Bauklötzen spielt. Die Freude liegt darin, den Klang zu manipulieren und der Musik beizuwohnen, die daraus entsteht.

Als ich gerade erst mit dem Komponieren anfing, glaube ich, dass der bloße Fortschritt beim Stückeschreiben – die Freude, den Raum namens Zeit mit meinen eigenen Händen zu füllen – mich dazu brachte, mit dem Klang zu spielen. Mit anderen Worten, der Zweck war nicht, *warum* ich komponiere, noch war es, *was* ich durch die Komposition ausdrücke; der Akt des Komponierens selbst war das Ziel.

Ich habe das Gefühl, dass in die so entstandenen Stücke der Prozess meiner Freude eingewoben ist. Wenn ich gezwungen wäre, etwas zu benennen, das ausgedrückt wird, wären es wohl die Mühen, Entdeckungen und Emotionen dieses Prozesses. Aber wenn ich es so in Worte fasse, fühlt es sich irgendwie nicht ganz richtig an.

Bin ich immer noch nicht frei von diesem Bann? Oder hat vielleicht gerade das Bewusstsein, dass es ein Bann ist, diese andere Perspektive in mir hervorgebracht? Es scheint, ich muss einfach weiter komponieren.

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Profil      

Ein japanischer Komponist, der experimentelle Crossover-Musik mit Wurzeln im Jazz und in der klassischen Musik schafft. Mit seiner Erfahrung in der Komposition von Bühnen- und Videospielmusik strebt er danach, Musik mit einer starken Erzählung zu schaffen.