Rentaro Takis Klavierstück „Urami“: Einblicke in seinen Kompositionsprozess

Musikkritiken

Rentaro Taki ist ein prägender Komponist aus der Frühzeit der westlichen Musik in Japan. Er ist bekannt für Werke wie „Hana“ (Blume), „Kōjō no Tsuki“ (Der Mond über der Burgruine) und „Hakone Hachiri“, Stücke, die viele aus dem Musikunterricht kennen. Tragischerweise verstarb Taki im jungen Alter von 23 Jahren an Tuberkulose, die er sich während seines Studiums in Leipzig zugezogen hatte. Aufgrund des damaligen Stigmas, das die Krankheit umgab, wurden leider viele seiner Originalmanuskripte vernichtet.

Unter seinen erhaltenen Werken, die hauptsächlich Lieder sind, befinden sich zwei Klavierstücke. Eines davon ist „Urami“ (Bedauernswerth). Das Stück wurde nach seiner Rückkehr nach Japan komponiert und soll die tiefe Trauer und Frustration seiner Lebensumstände widerspiegeln. Als eines der ersten bedeutenden Klavierwerke eines japanischen Komponisten und als Spätwerk Takis, in dem er im Ausland erworbene westliche Kompositionstechniken anwandte, gilt „Urami“ als ein wichtiger Ausgangspunkt in der Geschichte der japanischen Klaviermusik.

Bitte hören Sie sich diese Interpretation des Pianisten Shinya Kiyozuka an.

Die Musik vermittelt eine Tiefe der Emotionen, die Worte nicht vollständig erfassen können – Frustration, Schmerz, Trauer und sogar ein Gefühl der Resignation. Die Erkenntnis, dass dieses letzte Werk die gesamte Sensibilität und das Können des jungen 23-jährigen Taki enthält, erfüllt mich mit tiefem Respekt.

Die Entdeckung des Autographs von „Urami“

Im Jahr 2019 wurde bekannt, dass in der Präfektur Oita ein Autograph von „Urami“ entdeckt worden war. Das Manuskript fand sich im Nachlass von Kiichi Suzuki, einem engen Freund Rentaro Takis aus seiner Zeit an der Tokyo Music School. Diese Entdeckung war mehr als nur die Wiederauffindung eines verlorenen Dokuments; sie warf ein neues Licht auf Takis kreativen Prozess als Komponist und ermöglichte ein tieferes Verständnis seiner Person.

Das gefundene Manuskript umfasste drei verschiedene Versionen von „Urami“, die den Prozess offenbarten, durch den Taki seine Klänge konstruierte und das Werk zur Vollendung brachte. Es zeigte sich nicht das Bild eines von Krankheit zerfressenen Mannes, der den negativen Gefühlen freien Lauf ließ, sondern das eines Künstlers, der logisch und technisch Noten zusammensetzte und danach strebte, die von ihm gesuchte Welt des schönen Klangs zu erschaffen.

Der Pianist Kōsuke Kita hat ein Video veröffentlicht, in dem er dieses entdeckte Manuskript analysiert.

In diesem Analysevideo ergründet Kita den Reiz von „Urami“, indem er Takis tatsächlichen Überarbeitungsprozess im Schluss- und Mittelteil anhand der auf dem Manuskript vermerkten Daten nachzeichnet. Das Video beleuchtet auch feine, für einen Pianisten charakteristische Überarbeitungen und zeigt, dass die endgültige Fassung am Anfang eine etwas vollere Harmonie aufweist.

Eine detailliertere Analyse von Herrn Kita ist in seiner wissenschaftlichen Arbeit verfügbar, die unter folgendem Link gelesen werden kann:

大分県立芸術文化短期大学リポジトリ
CMS,Netcommons,Maple

Der Titel „Urami“ wurde im Allgemeinen in einem tragischen Kontext von „Bedauern“ oder „unerledigten Dingen“ interpretiert. Die durch das Autograph enthüllten sorgfältigen Überarbeitungen bieten jedoch eine neue Perspektive. Taki versank nicht einfach in Trauer; es wird angenommen, dass er sich bis zum Schluss mit der „künstlerischen Herausforderung“ auseinandersetzte, wie er seine komplexen inneren Konflikte und Emotionen mit den Techniken der westlichen Musik ausdrücken konnte.

Dies deutet darauf hin, dass seine Musik keine bloße Nachahmung des Westens war, sondern eine aktive Auseinandersetzung, um seine Emotionen als Japaner in eine westliche Form zu sublimieren. Wie Herr Kita in seiner Analyse feststellt, scheint Taki schon in jungen Jahren eine nüchterne Stärke als Musiker besessen zu haben – eine Stärke, die es ihm ermöglichte, selbst seine eigenen tragischen Umstände und Trauergefühle als Material für den musikalischen Ausdruck zu behandeln.

Es wird oft gesagt, wenn man über Taki spricht, aber man kann nicht umhin, sich zu fragen, welche Art von Musik er geschaffen hätte, wenn sein Talent nicht durch Krankheit ein Ende gefunden hätte. Ich ermutige Sie, auch seine anderen Werke zu entdecken, die sein immenses Talent und Potenzial andeuten, wie sein anderes Klavierstück „Menuett“, das Lied „Tsuki“ (Mond) und die Lieder „Wakare no Uta“ (Abschiedslied) und „Mizu no Yukue“ (Wohin das Wasser fließt), die kurz nach seiner schmerzvollen Rückkehr nach Japan komponiert wurden.

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Profil      
Masaharu

Japanischer Komponist. Auf der Grundlage von Jazz und Klassik komponiert er experimentelle Crossover-Musik. Gestützt auf seine Erfahrung in der Komposition für Theater und Spiele, strebt er Musik mit erzählerischer und konstruktiver Schönheit an.